Wer war Siegfried Berger?
Dr. Siegfried Berger (* 20.12.1891, † 27.03.1946), Journalist, Verwaltungsbeamter, Schriftsteller, gehörte zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den herausragenden Persönlichkeiten des literarischen Lebens Mitteldeutschlands. Er war ein Meistererzähler, ein Chronist Mitteldeutschlands und ein Kämpfer für die Kulturpflege seiner Heimat, vor allem seiner Geburtsstadt Merseburg.
Siegfried Berger schuf mehrere Romane und Erzählungen, eine Vielzahl von Novellen und Legenden sowie Gedichtesammlungen. Er kannte sich aus in der Bildhauerkunst, der Malerei, der Archäologie und der Denkmalpflege. Als Kulturpolitiker war er ein engagierter Förderer vieler Künstler, u. a. des jungen Walter Bauer (* 04.11.1904 in Merseburg; † 23.12.1976 in Toronto).
Berger besuchte das Domgymnasium Merseburg und studierte nach dem Abitur Philosophie, Germanistik, Geschichte und Theologie. Er bestand die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an höheren Schulen, promovierte, arbeitete jedoch nicht im Schuldienst, sondern war ab 1922 Redakteur bzw. Chefredakteur der linksdemokratischen Zeitung „Merseburger Korrespondent“. 1927 trat er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in den Dienst der Provinzialverwaltung und wurde 1928 vom Provinziallandtag, dem legislativen Organ des Provinzial-Verbandes, zum Landesrat gewählt. Seine Verantwortungsgebiete waren die Blinden- und Taubstummenfürsorge, Landschaftliche Kulturpflege, Pressewesen und Hilfsdezernat für Finanzen. Gemeinsam mit seinem Parteifreund Erhard Hübener, dem späteren ersten Ministerpräsidenten Sachsen-Anhalts, brachte er sich in die politische Diskussion um die Entwicklung des Sachsen-Anhalt-Plans als Kernstück der Überwindung der staatlichen Zersplitterung Mitteldeutschlands ein, woraufhin nach Machtantritt der Nazis einige seiner Schriften, insbesondere die zur wirtschaftlichen und kulturpolitischen Entwicklung Mitteldeutschlands, verboten wurden. Er selbst konnte aufgrund seines enormen Fachwissens und Unersetzbarkeit im Amt bleiben. Ihm gelang es, trotz der zunehmend bedrückenden Einflüsse der NS-Ideologie auch im kulturellen Bereich seine demokratischen Handlungsprinzipien zu bewahren.
Unmittelbar nach Ende des 2. Weltkrieges widmete sich Berger als erster Präsident der Bezirksregierung Merseburg dem wirtschaftlichen und kulturellen Neuaufbau in seiner Heimat. Er gehörte zu den Mitbegründern des „Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ und war dessen 1. Vorsitzender. Dabei ruinierte er seine bereits beeinträchtigte Gesundheit und starb, erst 54-jährig, am 27. März 1946. Unter überwältigender Anteilnahme fand im Dom zu Merseburg die Trauerfeier statt. Seine Grabstelle ist auf dem nahegelegenen Altenburger Friedhof zu finden.